Viele Menschen in Deutschland haben inzwischen Angst, im Alter nicht von ihrer Rente leben zu können.
Vielfach besteht noch die Auffassung, dass die gegenwärtige und zukünftige Altersarmut nur „Randgruppen“ betrifft beziehungsweise betreffen wird. Nach dem derzeitigen Stand werden Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die 2030 in Rente gehen und zuvor bei einem Verdienst von 2.500 Euro brutto und einer Lebensarbeitszeit von 35 Jahren eine Rente von 688 Euro erhalten. Das entspricht in etwa der Höhe des Grundsicherungsbetrags. Aber auch die Mehrheit der Rentner und Rentnerinnen, die heute mit 600 bis 800 Euro Rente auskommen müssen, hat ein „normales“ Erwerbsleben geführt. Von den 18,7 Millionen Rentnern in den alten Bundesländern haben nur 18 während ihres Berufslebens 100 und mehr Entgeltpunkt auf ihrem Rentenkonto gesammelt. Das sind 11 Männer und sieben Frauen. In den neuen Bundesländern gibt es weitere fünf Männer und keine einzige Frau, die ein ähnlich hohes Rentenniveau erreicht haben. Wobei die Höchstrente im Osten derzeit bei 2.500 Euro liegt, während es im Westen 2.800 Euro sind.
Auf dem letzten Platz der Rentenstatistik rangieren rund 59.000 Menschen, die monatlich weniger als 25 Euro Rente erhalten. In der Regel handelt es sich dabei um Personen, die nur kurzzeitig in die Rentenkasse eingezahlt haben oder um ehemalige Beamte, die ihre Beamtenlaufbahn beendet haben und in ein anderes Rentensystem gewechselt sind. Ein gutes Drittel der Rentner, nämlich 6,1 Millionen Menschen, haben im Monat weniger als 500 Euro Rente zur Verfügung. Die Mehrheit der Rentenempfänger erhält bis zu 1.000 Euro Rente im Monat. Das betrifft 13,4 Millionen Menschen (72 Prozent). Nur 14.447 Rentner (0,07 Prozent) erhalten im Monat mehr als 2.000 Euro im Monat. Im Vergleich dazu sind die Pensionen der Beamten um das Doppelte höher als die Renten.
Außerdem sind die Pensionen in den vergangenen 10 Jahren auch doppelt so stark erhöht worden. 2012 erhielt ein Bundesbeamter laut Statistischem Bundesamt im Durchschnitt 2.340 Euro Pension. Bei einem Kommunalbeamten waren es 2.380 Euro und bei Landesbeamten 2.570 Euro. Seit 2002 stiegen die Pensionen im Bund um 13,4 Prozent und in den Ländern um 14,98 Prozent. Bei den Renten gab es in den Jahren 2004, 2005, 2006 und 2010 keine Erhöhung. Diese „Nullrunden“ sind der Grund dafür, dass die Renten ab 2002 in den alten Bundesländern nur um 8,51 Prozent gestiegen sind. In den neuen Bundesländern lag der Anstieg mit 9,69 Prozent um mehr als einen Prozentpunkt höher. Wer 45 Jahre lang bei einem durchschnittlichen Verdienst in die Rentenkasse eingezahlt hat, kann im Westen mit 1.263 Euro rechnen, im Osten mit 1.121 Euro. Diese Zahlen sind aber mehr oder weniger fiktiv, weil viele Erwerbstätige entweder unter dem durchschnittlichen Verdienst bleiben oder keine 45 Jahre in die Rentenversicherung einzahlen. Insgesamt gab es für die Rentner seit 2004 einen Kaufkraftverlust von neun Prozent.
Etwa die Hälfte der Renten in Deutschland liegt unter 700 Euro. Das bedeutet für viele Rentner, dass sie noch einem Nebenjob nachgehen müssen, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Allerdings sind derzeit nur 2,5 Prozent der über 65-jährigen zusätzlich auf Grundsicherung angewiesen. Hierbei spielt das Haushaltseinkommen insgesamt eine Rolle. So muss bei Frauen, die eine sehr niedrige Rente haben, vielfach noch das Einkommen des Mannes hinzugerechnet werden. Oder sie erhalten neben der Altersrente noch eine Witwenrente.
Dennoch sind überdurchschnittlich viele Frauen auf Grundsicherung angewiesen. Auch die Zahl der ehemals Selbstständigen, die Grundsicherung erhalten, ist gegenüber den abhängig Beschäftigten doppelt so hoch. Durch die Zunahme von Scheinselbstständigen und Ich-AGs wird in dem Bereich noch mit einer Steigerung gerechnet. Zumal die Mehrheit dieser Selbstständigen zu den Geringverdienern zählt, die keine zusätzliche Altersvorsorge zur gesetzlichen Rentenversicherung haben. Im Vergleich zu den Selbstständigen haben rund die Hälfte der Unselbstständigen Mittel aus einer betrieblichen oder privaten Altersvorsorge zur Verfügung.
Wenn das Rentenniveau wie geplant von derzeit 51 Prozent auf 44 Prozent abgesenkt wird, bedeutet das eine Zunahme der Renten auf Höhe der Grundsicherung. Da aber viele Menschen schon heute aus verschiedenen Gründen nicht 45 Jahre lang Beitragszahler sind, werden noch mehr Menschen in Zukunft eine Rente unterhalb der Grundsicherung erhalten. Wer heute im Durchschnitt rund 2.600 Euro brutto im Monat verdient, erhält beim derzeitigen Rentenniveau nach 40 Versicherungsjahren eine Rente von etwa 1.100 Euro.
Bei einer Absenkung des Rentenniveaus auf 44 Prozent reduziert sich die Rente bei gleichem Verdienst und gleichen Versicherungsjahren auf 964 Euro pro Monat. Etwa ein Drittel der rentenversicherungspflichtigen Beitragszahler sind geringfügig beschäftigt. Schon für Normalverdiener ist es schwerer geworden, Rentenansprüche aufzubauen, die über dem Grundsicherungsniveau liegen. Bei einem Durchschnittsverdienst genügten bisher 27 beitragspflichtige Jahre, um rund 700 Euro Rente zu erhalten. Im Jahr 2030 werden dazu 33 Jahre benötigt werden.
Hallo,
interessanter Blog. Die Frage ist wirklich, wie weit das Rentenniveau noch absinken soll. Das bringt doch Massen an Leuten, die später Grundsicherung bekommen müssen. Wer soll das denn alles bezahlen? Wir werden ein Volk von Sozialhilfe-Empfängern.
Viele Grüße