Rentenpolitik – was erwartet uns – Man möchte sich wirklich fragen: „Ja, wo hängt es denn jetzt?“
Die beiden großen Volksparteien waren vor den Wahlen in den Themen der Rentenfragen doch so ziemlich auf gleichem Kurs. Mittlerweile ist aber genau dieses Thema ein nicht zu unterschätzender Streitpunkt von SPD und CDU, sodass der ein oder andere schon mal gerne über unüberwindbare Differenzen munkelt. Fragt man die verhandelnden Vertreter der beiden Parteien, sieht die Sache noch nicht ganz so düster aus. Es wird gerne geantwortet, dass man auf dem „richtigen Weg“ sei, was ja im Prinzip alles heißen kann. Schauen wir uns doch noch mal das großmundige Wahlprogramm der Sozialdemokraten genauer an.Von der garantiert abschlagsfreien Rente nach 45 Beschäftigungsjahren ist da die Rede und das sogar, wenn man erst 63 Lenze zählen sollte.
Und auch die Billiglöhner sollen im Alter eine Solidarrente von 850,00 Euro erhalten, mit dem Argument, dass wer sein Leben lang gearbeitet habe, im Alter mehr haben soll, als einer, der noch nie einen Finger gerührt hat. Hehre Ziele die da angepeilt wurden – und auch gerecht? „Ja klar“ schreien die, denen diese Geschenke zu Gute kämen. Nun mögen der geneigte Leser und die geneigte Leserin auch wissen wollen, was die CDU sich bereits vor der Wahl in ihr Regierungsprogramm geschrieben hatte. Also, da hätten wir zum einen die schon berühmte Mütterrente, von der die überaus geschätzte Frau von der Leyen gar nicht genug reden kann. Man mag es kaum glauben, aber selbstverständlich rufen auf der CDU-Seite die Mütter: „Na, logisch, was kann ich dafür, dass ich schon so alt bin und meine gebärfähigen Jahre nun mal in den goldenen Achtzigern lagen“. Und – man höre und staune – soll es eine Lebensleistungsrente nach 40 Beschäftigungsjahren geben und zwar in Höhe von 850,00 Euro.
Da war doch was…… Ach ja, Solidarrente oder Lebensleistungsrente – da könnten die Zwei sich doch irgendwie einigen, oder doch nicht? So weit so gut, die CDU ist ein wenig bösartiger als die SPD, weil sie doch tatsächlich verlangt, dass man während seiner Geringverdienertätigkeit noch privat vorsorgt, indem man möglichst in den ollen Riester-Vertrag einzahlt, wo der doch in vielen Belangen gar nicht das Maaß aller Dinge ist. Böse CDU, die können einem aber auch jeden Spaß verderben.
Und nun packen wir den Spaß mal beiseite. In den Wahlprogrammen bzw. Regierungsprogrammen waren auch mal Pläne für die Verbesserung der Frührentner, sprich Erwerbsminderungsrentner, vorgesehen. Mittlerweile sind die bei den Koalitionsverhandlungen komplett unter den Teppich gekehrt worden. Die Koalitionäre unterhalten sich überhaupt nicht mehr über Verbesserungen bei Frührenten. Jetzt schauen wir mal, was aus den Wahlankündigungen bezüglich der Renten bisher geworden ist. Nach einigem Hin und Her sieht es so aus, als ob es mit der Mütterrente klappen könnte. Natürlich ist nicht geklärt, aus welchem Topf die Euros kommen sollen.
Es bieten sich sowohl die Rentenkasse als auch die Allgemeinheit an, sprich der Steuerzahler und die Steuerzahlerin. Da wird man sich wohl auch noch einig. Das ist es aber auch schon. Die anderen Wahlversprechen sind erst einmal in Vergessenheit geraten. Nun erhebt auch der neue Arbeitgeberchef des BdA Ingo Kramer die Stimme. Auf keinen Fall könne den Arbeitgebern eine Zurücknahme oder teilweise Zurücknahme der Sozialreformen der damaligen schwarz-roten Regierung zugemutet werden.
Jetzt kann man gespannt sein, wie die Politik letztlich reagieren und regieren wird. Fest steht eine Erhöhung der Rentenbezüge um 2 % am 1. Juli nächsten Jahres. Immerhin. Allerdings werden die Rentner/innen dadurch nicht reicher und die Niedrigzinspolitik sorgt zurzeit dafür, dass vorhandene Sparguthaben immer weiter schrumpfen. Wie legt man sein Geld an? Vor allen Dingen interessiert es die verschiedenen Generationen, wie sie wohl am besten ihre Rente absichern.
Den heutigen Rentnern kann nicht mehr viel passieren. Viele haben sich in den Boom-Jahren der 70er und 80er ein kleines Vermögen beiseite legen können, sie waren durch feste Arbeitsverträge planungssicher, Sparbücher und Lebensversicherungen hatten Hochkonjunktur und es wurde ein Häuschen gebaut. Was machen die zukünftigen Rentner/innen, bei denen das Rentenniveau bis zum Jahr 2030 auf ca. 43 % des letzten Nettogehaltes fällt? Wer es sich heute noch leisten kann, investiert sein Geld ebenfalls in Immobilien, vielleicht auch in Aktienfonds und ganz Mutige versuchen ihr Glück gleich mit Aktien. Mit diesen Anlageformen lässt sich noch Geld fürs Alter sichern oder bei Wohneigentum die Miete sparen. Das gute alte Sparbuch und Festgeldkonten haben ihren Wert als Anlageform verloren.
Das Ergebnis ist das selbe, als würden wir unser Geld im Sparstrumpf unter dem Kopfkissen aufbewahren. Verschiedene optimistische Experten gehen allerdings davon aus, dass in ca. 4-5 Jahren, die Zinsen wieder steigen werden. Für den Moment nützt diese Aussage leider nichts. Menschen im besten Alter, so um die 50, trifft die Absenkung des Rentenniveaus besonders hart, da die für sie voll zum Tragen kommt. Teilweise schon 30-35 Jahre im Berufleben stehend, müssen die meisten Best-Ager ja noch bis 67 Jahre arbeiten, sofern sie keine vollen 45 Beschäftigungsjahre nachweisen können, um mit 65 Jahren schon das Handtuch schmeißen zu können. Manche haben das Glück, dass sie bei Arbeitgebern beschäftigt sind, die Betriebsrente im Tarifvertrag vereinbart haben.
Die private Altersvorsorge ist ab 50 richtig teuer, wenn es eine spürbaren Verbesserung der Geldmittel zur gesetzlichen Rente zur Folge haben soll und die eigentliche Rentenversicherung zahlt nur noch die oben beschriebenen 43 %, wenn es endlich soweit ist. Junge Leute, die am Anfang ihrer Berufskarriere stehen müssen davon ausgehen, dass sie bis zu ihrem 71. Lebensjahr arbeiten müssen. Der Abschluss einer privaten Rentenversicherung ist unumgänglich, eine eigene Immobilie das Maaß aller Dinge und die gesetzliche Rente wird in Zukunft nur noch ein Zubrot zur eigenen Vorsorge sein.
Dringend erforderlich ist nach heutiger Sicht ebenfalls eine Berufsunfähigkeitsversicherung, denn eine Lösung in der Erwerbsminderungsrentenfrage steht aus. Wie das alles von den teils unwirtlichen Beschäftigungsverhältnissen mit Niedriglohn und Zeitverträgen zu stemmen sein soll, das weiß keiner. Die Politik lässt die Menschen mit dieser Frage allein, es sei denn, die Politiker erkennen, dass eine Mindestrente für Geringverdiener unbedingt kommen muss und die sollte spürbar über dem Sozialhilfesatz liegen, damit die Bevölkerung nicht von vorne herein die Lust am jahrzehntelangen Arbeiten verliert.
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